Viel mehr als nur ein paar bunte Bilder
Wie ein Kinderbuch entsteht
11.05.2023 | von Stefanie Vey
Man sollte meinen, dass es für eine Texterin kinderleicht wäre, ein Kinderbuch zu schreiben. Wenig Text, viele Bilder. Keine große Sache, oder? Wie viel Arbeit und Herzblut jedoch in einem Kinderbuch wirklich stecken, davon möchte ich heute erzählen.
Von der ersten Idee …
Vor fast drei Jahren entstand meine erste wage Idee von einem eigenen Kinderbuch. Es sollte ein Dankeschön sein für das Kita-Team, das sich vier Jahre lang so toll um unseren Sohn gekümmert hatte. Ich war gerade dabei, mein Buch „Vom Leben überrascht“ herauszubringen und hatte bisher rein gar nichts mit Kinderbüchern am Hut. Lediglich die unzähligen Bücher, die die Regale unseres Sohnes füllten, hatte ich regelmäßig in den Händen – allerdings immer nur aus der Sicht einer Mutter und nie aus dem Blickwinkel einer Autorin. Und doch: Langsam, aber sicher reifte meine Idee, ein eigenes Kinderbuch zu entwickeln.
… zur kreativen Umsetzung
Die Handlung der Geschichte
Ich ließ diese erste wage Idee ein paar Tage in mir arbeiten und reifen. Und dann kam der kreative Prozess ziemlich schnell in die Gänge. An erster Stelle stand für mich die Frage: Wie könnte die Geschichte, die Handlung aussehen und welche Botschaft könnte sie vermitteln? Das Buch sollte einen gewissen Bezug zur Kita haben und für die Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen geeignet sein. Da das Logo der Kita ein Regenbogen ist, wollte ich dies gerne als Mittelpunkt der Handlung aufnehmen. Relativ schnell war mir klar, dass ich die Kinder in meinem Buch mit auf die Suche nach dem Regenbogen nehmen wollte. Nun brauchte ich „nur noch“ den Weg dorthin. Einen Spannungsbogen und ein packendes Ende.
Ich spielte verschiedene Möglichkeiten durch und machte mir erste Notizen. Es dauerte nur wenige Tage, bis ich mich für eine Variante entschieden hatte. Das Grobkonzept – das Gerüst der Geschichte – stand also.
Sorgfältig ausgewählt: Die Charaktere
Im nächsten Schritt beschäftigte ich mich mit der Frage, welche Charaktere meine Geschichte am besten verkörpern könnten. Dabei spielte ich von Anfang an mit verschiedenen Tierfiguren. Am Ende war es der Hase namens Hannes, der die Hauptrolle bekam. Nach und nach folgten weitere Tiere, die ich gezielt in die Handlung einbaute – alle mit für sie typischen Eigenschaften wie beispielsweise das flinke Eichhörnchen oder der gutmütige Bär. Die Geschichte wurde immer konkreter und nahm Form an.
Farbenfroh und kunterbunt: Die Illustrationen
Ein Kinderbuch für Drei- bis Sechsjährige lebt nicht nur von einer guten Geschichte, sondern vor allem von farbenfrohen Motiven und Illustrationen. Dafür brauchte ich natürlich eine Fachperson. Und die war schnell gefunden: Ich arbeitete seit vielen Jahren mit dem Grafikdesigner Michael Haipeter zusammen, der auf Illustrationen spezialisiert ist und bereits für ein Kindermagazin wunderschöne Bilder gezeichnet hatte. Schnell konnte ich ihn von meiner Idee überzeugen.
Gemeinsam ließen wir die Charaktere weiter wachsen: Ich gab ihnen Namen und Michael erweckte sie auf dem Papier zum Leben. Es war ein sehr enges Zusammenspiel. Denn jedes kleinste Detail, das ich im Inhalt mit aufnahm, war wichtig für die grafische Umsetzung.
Wir beschäftigten uns mit Fragen, ob unsere Tiere eigentlich Kleidung tragen, wie detailgetreu die Bilder sein sollten und welche Emotionen wir auf welchem Bild präsentieren wollten.
In dieser Zeit ist mir bewusst geworden, welche Detailarbeit in einem Kinder- oder Bilderbuch steckt. Zumindest dann, wenn man sich so gewissenhaft und mit so viel Herzblut und Perfektionismus in sein Projekt hineinbegibt, wie es Michael getan hat. Seit dieser Zeit weiß ich auch, dass ein Kinderbuch jeden einzelnen Cent wert ist. Und eigentlich noch viel mehr. Und da sind wir auch schon bei dem Thema, das so unsexy ist, aber eben auch zu einem solchen Projekt dazu gehört: die betriebswirtschaftliche Betrachtung.
Genauso wichtig: Der betriebswirtschaftliche Aspekt
Verlag oder Selfpublishing?
Die Erstellung und Umsetzung eines Kinderbuches kostet Geld. Viel Geld. Zumindest wenn man es in Eigenregie macht. Und das war mein Plan. Natürlich hätte ich mir auch einen Verlag suchen können, der das übernimmt und mich dann prozentual an den Einnahmen beteiligt. Doch wollte ich dieses persönliche Herzensprojekt ungern in fremde Hände geben und stattdessen jederzeit selbst die Kontrolle darüber haben. Zudem ist es unglaublich schwierig, einen Verlag zu finden – erst recht für ein Kinderbuch. Daher war klar: Ich würde das Projekt selbst stemmen. Und so machte ich mich parallel zur inhaltlichen und gestalterischen Vorbereitung auch an die betriebswirtschaftliche Planung.
Kalkulation: Kosten, Preisgestaltung und Co.
Neben meinem eigenen Invest, nämlich meiner Arbeitszeit für Idee und Text, Projektkoordination und Vertrieb, gab es zwei Hauptfaktoren, die in die Kalkulation für mein Kinderbuch mit eingeflossen sind:
- Kosten für Grafik, Layout und Satz
Der wohl größte Kostenanteil lag in den Aufwendungen für die grafische Gestaltung des Buches. Es waren unzählige Arbeitsstunden, die allein für die Erstellung der Illustrationen angefallen sind. Dann musste das ganze noch mit dem Text zusammengefügt und ansprechend aufbereitet und für den Druck vorbereitet werden. Einen Teil dieser Kosten konnte ich über ein Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung abdecken (Förderprogramm: „Hessen kulturell neu eröffnen“) – einen anderen Teil habe ich selbst getragen.
- Kosten für Druck und Verarbeitung
Der zweite große Kostenfaktor waren die Druckkosten. Bei einem Kinderbuch mit 32 Seiten – etwa die Hälfte davon großflächig in Farbe – war auch das ein nicht zu unterschätzender Aspekt. An dieser Stelle wollte ich auch nicht sparen, da mir die Qualität sehr wichtig war. Daher entschied ich mich für eine renommierte Druckerei in der Nähe, die Druckerei Rindt aus Fulda, um dieses Projekt auch vor Ort im Detail abzustimmen zu können.
Nun stellte sich noch die Frage, welche Auflage ich drucken lassen wollte. Dabei gab es Folgendes zu berücksichtigen: Je höher die Auflage, desto niedriger der Stückpreis und desto mehr Puffer für eine Handelsspanne – und natürlich für meinen Erlös. Doch je höher die Auflage, desto größer war damit auch die Investition zum Start und umso mehr „Arbeit“ hatte ich für den Vertrieb.
Viele Stunden verbrachte ich damit, zu planen, zu rechnen, umzuwerfen, zu recherchieren und neu zu rechnen. Einkaufspreise, Stückzahlen, Margen, mögliche Verkaufspreise, … Da ich mich entschieden hatte, pro verkauftes Exemplar einen Euro an einen guten Zweck zu spenden, musste ich ganz besonders sorgfältig kalkulieren. Im Endeffekt war es einfache Mathematik – gepaart mit strategischen Überlegungen und natürlich der Vertriebsplanung.
Vertriebsplanung: Wie erreiche ich meine Leser*innen?
Während ich die verschiedenen Möglichkeiten durchrechnete, kam ich zu dem Schluss, dass ich mein Kinderbuch in erster Linie direkt über Kitas der Region verkaufen wollte. So konnte ich den Zwischenschritt des Einzelhandels umgehen und die Handelsspanne „sparen“.
Ich recherchierte sämtliche Kitas der Region inkl. Gruppenzahl und -größe und bereitete entsprechende Informationsunterlagen vor. Diese versendete ich dann etappenweise und wickelte die Bestellungen ab.
Leider kam mir die Corona-Krise ein wenig in die Quere, so dass ich meine Vertriebsaktivitäten zwischenzeitlich heruntergefahren habe. Inzwischen habe ich mich sogar doch noch dafür den entschieden, ausgewählte Einzelhandelsstellen zu beliefern und bin gespannt, welche Türen sich noch für mich und mein Buch öffnen werden.
Mein Fazit
Bei diesem Projekt durfte ich unglaublich viel lernen – über Arbeitsprozesse, Produktkalkulation oder auch Vertriebstätigkeiten. Vor allem aber habe ich einen ganz neuen Blick auf Kinderbücher bekommen und weiß deren Wert viel mehr zu schätzen. Ich bin dankbar für all die vielen Erfahrungen, die ich im Laufe des Projektes machen durfte – und natürlich für jedes Kind, das sich über mein Buch freut.
Übrigens: Bestellen könnt ihr mein Kinderbuch direkt bei mir. Schreibt mir einfach eine Mail an info@stefanie-vey.de.
herzenstexte – Freie Texterin. Autorin. Bloggerin.
Stefanie Vey
Mit meinen Herzenstexten möchte ich Menschen berühren und verzaubern, bewegen und begeistern. Bei welchem Herzensprojekt darf ich für dich kreativ werden und mit der Kraft der Worte spielen?