Wortschätze Deep Dive
111 Tipps, wie du aus langweiligen Überschriften richtige Knaller-Headlines machst*
11.03.2024 | von Petra Jahn-Firle
Wenn du jetzt weiterliest, dann zählst du zu denjenigen Menschen, die sich von großen Zahlen beeindrucken lassen. Da gibt es auch gar nichts dran zu mäkeln. Mir geht das manchmal auch so.
*Ich nehme es vorweg: 111 Tipps liste ich hier nicht auf. Die könnte ich mir vielleicht sogar aus den Fingern saugen – mit Hilfe von ChatGPT wäre das vermutlich schnell erledigt. Diese Überschrift soll nur ein Beispiel sein. Ich drösele das noch auf. Lies also einfach weiter. 😉
Königsdisziplin Headlines – Wie wir mit einem Minimum an Buchstaben das Maximum an Wirkung herausholen
Nach unserem letzten Wortschätze Deep Dive, bei dem sich alles um Headlines drehte, wurde mir die Bedeutung dieser ganzen Überschriften-Sache mal wieder so richtig bewusst. Natürlich weiß ich als Texterin schon immer, dass Headlines sehr wichtig sind. Und dass man die nicht mal so eben aus dem Ärmel schüttelt. Bei der Zwischenüberschrift über diesem Absatz habe ich es mir allerdings sehr einfach gemacht und den von meiner Wortschätze-Kollegin Christine kopiert. 🙂
Übrigens: Der Begriff Deep Dive kommt daher, weil wir tief in ein bestimmtes Thema eintauchen. Im Vorfeld recherchiert jede von uns für sich, und während der Session erklären wir uns gegenseitig, was wir gelernt haben. Unsere Key Learnings halten wir in einem Dokument fest. Alle Dokumente, Präsentationen und Links sammeln wir dann im Anschluss auf einem Trello-Board – für uns ein wunderbarer Wissensspeicher.
Aufmerksamkeit, Baby, Aufmerksamkeit!
Wir Medienschaffende, und damit meine ich in dem Fall alle, die Inhalte produzieren – Journalist*innen, Copywriter, Blogger etc. – buhlen um die Aufmerksamkeit unserer Zielgruppen. Und wir wissen: Viele Menschen lesen einfach keine Fließtexte mehr bis zum Ende. Unsere Lesegewohnheiten haben sich mit dem Aufkommen des Internets und einem “schnelleren Medienkonsum” deutlich verändert. Vor allem Online-Texte werden nur noch gescannt. Die fett gedruckten Überschriften fallen dann als Erstes ins Auge. Und wenn die nicht knallen, dann hat’s der Text darunter sehr, sehr schwer.
Eine überzeugende und passende Überschrift für einen Beitrag – ob Website-Text, Advertorial, Pressemeldung, Blog oder für die Betreffzeile eines Newsletters – zu kreieren, die zum Weiterlesen anregt, ist nicht ganz so einfach wie es klingt. Und dann gibt es auch noch die Zwischenüberschriften, die nicht minder wichtig sind. Zwischenüberschriften schaffen Struktur und geben Orientierung beim Lesen.
In der Kürz’ liegt die Wort-Würz
Oder kommen längere Headlines bei den Lesenden eher an? Wir haben gelernt: Es gibt hier kein Richtig und kein Falsch. Aktuell nehmen wir den Trend wahr, dass in Online-Medien die Überschriften länger werden, teils aus ganzen und auch verschachtelten Sätzen bestehen.
Unabhängig von der Länge kommt es bei einer Headline – und ich meine jetzt zunächst die Haupt-Überschrift bzw. die erste des Textes – darauf an, dass sie sitzt. Die Überschrift soll eine Funktion erfüllen, zum Beispiel erklären, was der*die Leser*in im Text lernen bzw. erfahren wird oder einfach neugierig machen und dazu anregen weiterzulesen … am besten bis zum Ende (sonst wäre es um unsere ganze Arbeit ja auch zu schade). Und noch ganz wichtig: Die Überschrift soll keine Zusammenfassung des Textes darunter sein.
In ihrem Buch „Texten können“ bezeichnet die Autorin Daniela Rorig die Headline als eine Tür. “Um zu entscheiden, ob ich den Raum dahinter – also den Text – betreten will, werfe ich einen Blick hinein.” Mir gefällt der Vergleich mit dem Türöffner. Wenn mich der erste Blick nicht catcht, mache ich die Tür schnell wieder zu und probiere es bei der nächsten.
Was macht eine Knaller-Headline aus?
Das kommt drauf an. Nämlich darauf, welche Funktion die Überschrift im konkreten Fall erfüllen soll.
- Geht es um einen Erklär-Text, sollte das auch in der Headline klar werden. Zum Beispiel so: Geldwäsche – was bedeutet das? oder Super Tuesday – darum ist dieser Tag in den USA so wichtig. In beiden Fällen erwartet der*die Leser*in eine Aufklärung im Text. Übrigens habe ich mich hier von den ZDF-Kindernachrichten „logo!“ inspirieren lassen, die die Anforderung erfüllen müssen, dass das junge Zielpublikum gleich versteht, um was es sich handelt. Komplizierte Begriffe oder ungewöhnliche Wortspiele wären hier also nicht angebracht.
- Steht eine Neuigkeit im Vordergrund, sprechen Zahlen für sich. Beispiel: Neue Studie: 71 % der Deutschen wollen für Klimaschutz nicht auf Fleisch verzichten
- Soll der Beitrag in erster Linie neugierig machen und Aufmerksamkeit wecken (und darum geht es ja ganz oft!), ist eine überraschende Headline die passende Wahl, wenn auch die herausforderndste. Auch solche Überschriften, die mit Wortspielen oder dazu passenden Grafiken arbeiten, passen in diese Kategorie. Beispiele gefällig?
Sicherlich lassen sich Headlines in noch weitere Kategorien einsortieren. Ich möchte an dieser Stelle bei den oben erwähnten bleiben. Wer sich tiefer einlesen möchte, findet im Internet unzählige Artikel dazu. Alternativ sind wir Wortschätze gerne für einen Austausch oder auch eine Beratung zu haben. Schreib uns einfach eine E-Mail. 🙂
Meine wichtigsten Learnings aus dem Deep Dive über Headlines
- Konkret schlägt allgemein – grau gefleckter Königspudel (statt einfach nur von einem Hund zu sprechen)
- Zahlen haben Autorität – 111 ist besser als nur 5 (die Zahl 111 ist bei mir schon zum Running Gag geworden … daher musste die auch unbedingt in die Headline dieses Schatztruhen-Beitrags – und auch ins Beitragsbild, wobei man hier einmal wieder sieht, dass die KI noch keine wahnsinnig guten Ergebnisse liefert. 😉
- Leser*innen brauchen einen Grund bzw. einen Benefit, um weiterzulesen.
- Überrasche mit Ideen – Lieber den ersten Witz, der einem einfällt, links liegen lassen und weiterdenken.
- Klar schlägt clever – Der Witz muss direkt verstanden werden.
- Mutig schreiben – Der beste Burger der Galaxis (anstatt: vielleicht der beste Burger der Stadt)
Eine wichtige Erkenntnis zum Schluss: Headlines schreiben ist ein kreativer Prozess, der auch seine Zeit braucht. Hilfsmittel wie ChatGPT oder Copilot können helfen, Inspirationen zu liefern. Unsere Erfahrung zeigt, dass es immer (noch) einen menschlichen Feinschliff braucht.
Warum unsere Tauchgänge nachhaltiger sind als teure Workshops, bei denen oft nichts auf Dauer hängen bleibt
Was mir bei jedem unserer Deep Dives mit den Wortschätzen klar wird: Immer, wenn ich mich mit einem bestimmten Thema fokussiert auseinandersetze und das in der Netzwerkrunde präsentiere und wir gemeinsam darüber reflektieren, fühle ich mich danach um ein Vielfachtes informierter, schlauer und sicherer. Und es wirkt lange nach. Dieses Lern-Format ist für mich also viel mehr als nur ein Treffen und Quatschen über ein bestimmtes Thema. Es bringt neue Erkenntnisse, macht mich sensibler und regt an, in meiner täglichen Arbeit noch besser zu werden. Klar, Workshops und Weiterbildungen haben sicher ihre Berechtigung. Ein Deep Dive, wie wir es handhaben, ist nicht nur kostenfrei, es macht schlauer und verbindet uns gleichzeitig noch stärker miteinander.
Tauchgang ins Giraffenland
Unser nächster Tauchgang führt uns in die Welt der Gewaltfreien Kommunikation (GfK). Was das mit Giraffen zu tun hat? Nach dem Deep Dive gibt’s die Aufklärung hier in der Schatztruhe.
textgenial – Freie Texterin. Podcasterin. Transformationsbegleiterin.
Petra Jahn-Firle
Du brauchst mehr als nur Texte? Wenn es um Kommunikation & Marketing in deiner Organisation geht, unterstütze ich dich – ob als Online-Marketing-Beraterin, Texterin oder beim Start eines Unternehmenspodcasts. Auf meiner Website erfährst du mehr über mich und meine Angebote.